Täuferisches Paar in Basel bei der Anlieferung von Milch (um 1800)

 (Kolorierte Radierung von Joseph Reinhard (1749-1829) in: Collection des costumes suisses des XXII cantons, publiés par Birmann et Huber, Bâle 1802/03)


(Kolorierte Radierung von Joseph Reinhard (1749-1829) in: Collection des costumes suisses des XXII cantons, publiés par Birmann et Huber, Bâle 1802/03)

Begleittext zum Original (aus dem Französischen übersetzt):

 

„Die Sekte der Täufer, berühmt geworden in ihren Anfängen durch Gewalttätigkeiten und einen verführerischen Geist, gleicht heute kaum noch dem, was sie einmal war. In der Schweiz wenigstens zeichnen sich die wenigen Leute, die dazu gehören, durch eine Liebe zum Frieden und zur Ordnung aus und durch eine ausgeprägte Redlichkeit. Es wäre umsonst, in ihrem Glaubensbekenntnis den Ursprung ihrer moralischen Reinheit und ihrer patriarchalen Tugenden zu suchen, welche sie so sehr auszeichnen: Weit sicherer würde man ihn in den langanhaltenden Widerwärtigkeiten finden, die sie zu erleiden hatten.

Der Kanton Basel beherbergt einige Täufer, welche alle auf dem Land wohnen. Der grosse Hut, den die Männer tragen und ihr einfarbiges Gewand, das sie strikt ohne Knöpfe und Kragen anfertigen lassen, verleiht ihnen grosse Ähnlichkeit mit den Quäkern, mit denen sie übrigens manche Überzeugungen teilen. Sie alle tragen einen recht dichten Bart. Die Frauen tragen eine sehr einfache schwarze Haube, welche ihr Gesicht sozusagen umrahmt und welche sie unter dem Kinn zusammenbinden. Beide Geschlechter zeichnen sich durch eine extreme Sauberkeit aus. Es ist ein interessanter Anblick, den eine täuferische Familie bietet: Nirgendwo sonst würde man eine Versammlung von ruhigeren und reineren Gesichtsausdrücken finden, welche von einer derart vollständigen und andauernden Gesundheit beseelt sind. Die Täufer der Umgebung von Basel sind fast alles Milchhändler. Die auf dem Bilde Dargestellten sind gekommen, um ihre Milch in der Stadt abzuliefern, und sie haben ihren Wagen bei der Nebenpforte des St. Johanntores angehalten.“

Zur Geschichte des Täufertums in Basel um 1800 vgl. Hanspeter Jecker, “Und ob es schon nicht in Kana wäre…” Die Rückkehr des Täufertums nach Basel und die Anfänge einer “unteren” und einer “oberen” Gemeinde 1770-1800, in: Mennonitica Helvetica 26/27 (2003/2004),  7-91.

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Habanischer Teller 1696

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Habanischer Teller, Slowakei 1696

(Museum of Anthropology Vancouver, Canada, Katalog Nr. Ch 54).
Foto: FBoudville auf Flickr (CC-Lizenz)

Unter Habanerkeramik ist das vom 16.–18. Jahrhundert von den hutterischen Täufern in Ungarn, der Slowakei und in Niederösterreich hergestellte Fayencegeschirr mit Scharffeuerbemalung zu verstehen. •

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Pierre Kennel (1886 – 1949), die Täufer und der Erste Weltkrieg

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Man hätte vermuten können, dass täuferisch-mennonitische Kirchen aufgrund ihrer langen Geschichte des Friedenszeugnisses und des Gewaltverzichts eine wichtige Rolle gespielt haben bei den paar wenigen zeitgenössischen Versuchen, den drohenden Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu verhindern. Doch dem war leider nicht so. (Zur Geschichte der Hintergründe vgl. den soeben erschienenen Band „Glaube und Tradition in der Bewährungsprobe“ sowie den Beitrag zum Ersten Weltkrieg im Mennonitischen Lexikon).

Umso eindrücklicher sind einzelne Beispiele von Ausnahmen. Eine solche Ausnahme ist der französische Mennonit Pierre Kennel. Er wurde geboren am 13. Oktober 1886 in Grand-Charmont als Sohn von Pierre Kennel sen.  und Catherine Richard. Das Studium in Biologie und Naturwissenschaften in Besançon schloss er 1910 mit dem Doktorat ab. In der Folge unterrichtete er an der Uni Besançon und als Privatdozent an der Uni Genf.

Von 1908-1914 war er Co-Redaktor der mennonitischen Zeitschrift „Christ Seul“, zusammen mit seinem Schwager Pierre Sommer. 1912 fand seine Einsegnung zum Prediger der Mennonitengemeinde in Montbéliard statt, nachdem die Wahl bereits 1909 erfolgt war. Kennel litt in seiner Kirche offenbar unter den Widersprüchen zwischen Theorie und Praxis: Täuferische Akzente waren seiner Meinung nach nur theoretisch noch wichtig. Er setzte sich darum unter anderem auch ein für eine Rückkehr zu ursprünglich radikaler täuferischer Gewaltlosigkeit – gegen Anpassungen an Nationalismus und Militarismus auch in seiner Kirche, was er dem Einfluss von erwecklicher Theologie zuschrieb.

Vgl. dazu nachfolgend seine prophetisch-hellsichtigen Worte aus dem Jahr 1911:

Friede oder Krieg?

Europa ist derzeit das Opfer von einem Anfall von Kriegswahn. Die Völker rüsten auf wie wild, auf allen Seiten bereitet man sich vor auf den monströsen Schock. Die Regierungen werden von einer stolzen Blindheit gehindert, das Gute vom Bösen zu unterscheiden und sie pflegen einen absurden Hass zwischen den Völkern und Nationen. Sie lassen die Menschen nervös, abgestumpft und dumm werden, um sie dann zu ermutigen, sich gegenseitig umzubringen. Diese Regierungen gehen dabei sogar so weit zu sagen, dass der Krieg eine soziale Notwendigkeit sei und dass die grossen Schlachten Meilensteine auf dem Weg des Fortschrittes darstellten. Vereinzelte Stimmen protestieren zwar dagegen, aber die grosse Masse scheint gleichgültig zu sein. Das ist sie zwar nicht vollends, aber man hat den Gehirnen der Menschen derart dumme und kriminelle Theorien eingetrichtert, dass sie nun nicht mehr in der Lage sind, ihren Wunsch nach Frieden auszudrücken. Wird die scheußliche Menschenjagd bald losgehen? Werden wir bald Freunde, Brüder im Geiste, Brüder nach dem Fleisch einander gnadenlos aufspiessen und abknallen sehen? Werden Menschen, die eigentlich den Auftrag haben, das Evangelium des Friedens zu verkünden, bald Schlachthöfe dirigieren müssen? Und wird erst dann wieder Stille einkehren, aber im Blut, in Tränen und in Leiden? Vielleicht… Aber wenn es so sein sollte, müsste man an der Menschheit verzweifeln. O Gott, öffne ihre Augen, damit sie das Kreuz sehen, und öffne ihre Ohren, dass sie die Worte des Friedens und der Liebe hören! Rede, Herr – und mögen deine Diener hören!

1914 war Kennel designierter Vertreter der französischen Mennonitengemeinden an einer Internationalen Kirchenkonferenz in Bern zugunsten des Friedens, die im Frühjahr hätte stattfinden sollen, dann allerdings infolge der Hinhaltetaktik mancher Nationalkirchen abgesagt werden musste. Die Ersatzkonferenz in Konstanz von Anfang August war dann durch den gleichzeitigen Kriegsausbruch bereits stark beeinträchtigt.

(Gleichwohl gilt die Konferenz von Konstanz vom August 1914 als Geburtsstunde des Internationalen Versöhnungsbundes bzw. des International Fellowship of Reconciliation IFOR!)

Kurz nach der französischen Generalmobilmachung und dem Kriegsausbruch floh Kennel in die Schweiz, was ihm umfangreiche und scharfe  Kritik nicht nur in französischen Medien eintrug, sondern auch in seinen eigenen französischen Mennonitengemeinden. 1915 wurde Kennel deswegen auch an der Uni Genf entlassen.

1919 Kennel nahm Kontakt auf mit einer Gruppe nordamerikanischer Mennoniten, die beim Wiederaufbau in Clermont-en-Argonne (Meuse) halfen. Diese Kontakte mit pazifistischen Geschwistern halfen ihm, das eigene Friedenszeugnis allen Widerständen zum Trotz zu pflegen.

Noch einmal intervenierte Kennel 1932 – nach Jahren des Schweigens und bereits im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges – und zwar erneut in der Zeitschrift „Christ Seul“. Noch einmal tat er dies mit einem flammenden Aufruf zu Friedensdienst und Gewaltverzicht im Namen Jesu.

1949 starb Pierre Kennel in Genf bei seiner Tochter Fanny. Hier die eindrücklichen Worte, die vermutlich er selber nach der Absage der Internationalen Konferenz der Kirchen für den Frieden im Sommer 1914 – also vor just 100 Jahren – formuliert hatte:

Pax nobiscum [Friede sei mit uns]

Die Konferenz der christlichen Kirchen für den Frieden, die sich in diesem Jahr in Bern hätte versammeln wollen, wurde vertagt. Wir hatten zuvor dem Konferenz-Vorstand unsere Teilnahme und Solidarität bezeugt und es war vorgesehen, dass die Evangelischen Mennonitengemeinden Frankreichs, für welche die Gemeinschaft der Völker immer schon ein zentrales Anliegen war, an der Tagung mit einem Delegierten vertreten sein würden. Wir bedauern, dass zahlreiche christliche Kirchen nicht dieselbe zustimmende Antwort gegeben haben (auf die Einladung zur Konferenz), die man von ihnen hätte erwarten können. Wir beklagen, dass die aktuelle Welle des Chauvinismus nun auch die Köpfe der geistlichen Leiter überflutet hat, und zwar sowohl der französischen als auch der deutschen. Warum zeigen sich Menschen, warum zeigen sich Pastoren, die behaupten, den Krieg zu hassen, so zurückhaltend in ihren Schriften und in ihren Reden, wenn es um dessen Abschaffung geht? Warum legen sie so viel Wert auf Nationalität und (irdisches) Vaterland – wie wenn das himmlische Vaterland nicht der grosse und einzige Horizont eines jeden Nachfolgers Jesu Christi ist? Warum alte Streitereien neu aufleben lassen und warum die junge Generation begeistern für Schlachtensiege, sei es nun Austerlitz oder Sedan? [Anmerkung: Es geht um Siege Frankreichs über Deutschland von 1805, bzw. von Deutschland über Frankreich von 1870!] Die Antworten müssen wohl gesucht werden im beängstigenden Dualismus der menschlichen Seele: Das Gute, das ich tun will, tu ich nicht – sagte schon der Apostel Paulus.  Die Christen des 20. Jahrhunderts erleben dieselben Kämpfe, dieselben Niederlagen… O Herr Jesus Christus, Dein Friede sei mit uns.

 

Mehr zum Thema “Mennoniten und der Erste Weltkrieg” hier!

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My Vatter isch e Schwyzer gsi …

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=kIC0TaYHu-Y[/youtube]
von Theplaceofrefuge

Die 90jährige amische Key Troyer aus Tennessee hat ihr Schweizerdeutsch erstaunlich gut bewahrt. •

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Poetischer Abriß des Weltberühmten Momberschen Coffee-Hauses in Danzig

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[Jerzy Daniel Seiler (1696–1745)]: Poetischer Abriß des Weltberühmten Momberschen Coffee-Hauses
in Danzig, entworfen von Solando, [Danzig] 21758.

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Um 1700 begründete der Mennonit Anton Momber (1670–1735) in Danzig im Stil des Londoner coffeehouse sein weitum bekanntes «Coffé-Hauß», wo man deutsche, französische und holländische Zeitungen lesen und über Politik und Handel diskutieren konnte. Im Sommer lockte ein kleiner Garten. •

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Mennonitische Blätter 1929–1938 online

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Mennonitische Blätter (1854–1924, 1927–1941), älteste Zeitschrift der deutschen Mennoniten. Die Jahrgänge 1929–1938 sind neuerdings digitalisiert bei
dLibra Digitale Bibliothek •

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“Weil es teüfferlet” – Oder: Heute vor 300 Jahren

Memorial

Johann Heinrich Otth, Memorial von der Beschaffenheit der Gemeind Gross-Höchstetten (5. Juli 1714, StABE B III 122)

Heute vor 300 Jahren, am 5. Juli 1714 schrieb Johann Heinrich Otth (1651-1719), Pfarrer von Gross-Höchstetten, einen umfangreichen Brief nach Bern. Darin gab er einen ausführlichen Bericht über den Zustand seiner Kirchgemeinde, namentlich auch über die aktuelle Lage bei der Bekämpfung des Täufertums. Diesen Bericht hatte die Regierung in Bern angefordert.

Gross-Höchstetten war eine der bernischen Kirchgemeinden mit einem jahrzehntelang sehr hohen Anteil an Täuferinnen und Täufern. So kommen von hier beispielsweise grosse Teile der täuferisch-mennonitischen Familien Schnegg, Studer und Luginbühl, ferner die v.a. in Nordamerika zahlreichen Derstines (ursprünglich Thierstein) und Gehmans (ursprünglich Gäumann). Aber auch die aus Langenthal stammenden und täuferisch gewordenen Geiser fanden hier vorübergehend einen Unterschlupf, bevor sie sich in den Jura absetzten. Und auf dem Gebiet der Kirchgemeinde Gross-Höchstetten war es auch, wo es 1693 auf dem Weiler Friedersmatt bei Bowil zum grossen innertäuferischen Crash und zur Entstehung der Amischen kam.

Der Weiler Friedersmatt bei Bowil im Emmental

Der Weiler Friedersmatt bei Bowil im Emmental

Am 24. Mai 1714 hatte die Berner Obrigkeit ein neues Mandat gegen die Täufer erlassen. Etliche der zuvor aus dem Land geflüchteten, ausgewiesenen oder ausgeschafften Täuferinnen und Täufer waren nämlich infolge von Kriegswirren an ihren Asylorten wieder in ihre bernische Heimat zurückgekehrt. Andere hatten trotz angedrohter Strafen das Bernbiet nie verlassen. (Zum Grossen Berner Täufer-Exodus von 1711 vgl. MH 36!) Darum wollte die Obrigkeit nun mit einer Verschärfung der Massnahmen einen weiteren Anlauf zur Eliminierung dieser „Landplage“ lancieren. Dazu gehörte, dass man erstmals seit manchen Jahren wieder einige Täufer zur Galeerenstrafe verurteilte: Die meisten kamen prompt nicht mehr lebend zurück…

In dieser Situation verfasste Pfarrer Otth seinen Bericht. Interessant ist dabei unter anderem, was er seiner Obrigkeit empfahl als Massnahme gegen die Täufer. Einer seiner Vorschläge ist besonders aufschlussreich. Er rief seine Vorgesetzten zur Durchführung von Hausbibelkreisen auf, bei denen der Pfarrer auf pastoral-seelsorgerlich sehr viel intimere und persönlichere Weise den Kontakt zu seinen Kirchenmitgliedern pflegen könne. Auf dem unten abgebildeten Abschnitt seines Schreibens formuliert er: „Man braucht auch allerhand mittel, die leüthe zu trösten und zu unterweisen, man ruffet Nachbarschafften in ein Hauß, sonderlich WintersZeit, und unterweiset sie, welche gattung zu lehren dem Volk angenehm, weil es teüfferlet.“

Brief Höchstetten 1714 - Ausschnitt

Offenbar hatten die Täuferinnen und Täufer einen Weg gefunden, biblische Inhalte auf eine Art zu kommunizieren, die Lebenshilfe verständlich und einleuchtend werden liess und darum „dem Volk angenehm“ war. Und der reformierte Pfarrer schien durchaus nicht abgeneigt, von seinen Gegnern das eine oder andere zu lernen – und sei’s nur im Hinblick auf ein “Theologisieren im Täuferpelz”: Der Zweck heiligte eben auch hier die Mittel…

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MENNONITICA HELVETICA 36 (2013)

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Grössere Beiträge:

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Titelblatt der seit 1945 verschollenen Streitschrift
des Danziger Malers Enoch I Seemann, 1697

Hans Rudolf Lavater-Briner
Der Danziger Maler Enoch I Seemann, die Danziger Mennoniten und die Kunst

Von 1684 bis 1697 entbrannte im westpreussischen Danzig ein Streit zwischen dem Maler Enoch I. Seemann und dem mennonitischen Ältesten der Flamischen Gemeinde Georg Hansen über die Geltung des biblischen Bilderverbots. Anhand von bisher ungenutzten Quellen wird die «Causa Seemann» mit ihren täuferkundlichen und kunsttheoretischen Bezügen neu dargestellt und gewürdigt. Anhang I enthält Elemente zu einer künftigen Geschichte der Künstlerdynastie Seemann, Anhang II bietet die kommentierte Rekonstruktion von Seemanns verschollener Streitschrift Offenbahrung und Bestraffung des Gergen Hannßens Thorheit 1697 sowie die Edition von drei komplementären Dokumenten aus dem Staatsarchiv Danzig.

08_jecker_abb_07Blick über Aeschau emmeaufwärts in Richtung Eggiwil

Hanspeter Jecker
Bendicht Brechtbühl (1777–1720) : Täuferlehrer, Brückenbauer und Grenzüberschreiter aus dem Emmental
Die Zeit um 1700 bildete in Bern den Höhepunkt der Verfolgung des einheimischen Täufertums. Herausragende Eckpfeiler dieser Repression waren dabei die missglückte Täufer-Deportation im März 1710 sowie der Grosse Täuferexodus im Juli 1711. Bei beiden Ereignissen spielte der Täuferlehrer Bendicht Brechtbühl (1666–1720) eine Schlüsselrolle. Rasch wurde er zu einer der wichtigsten Kontaktpersonen für die niederländischen Taufgesinnten und deren umfangreiches Hilfswerk zugunsten ihrer schweizerischen Glaubensverwandten.
Sein bisher noch kaum eingehend erforschter Lebensweg führte ihn aus dem ländlichen Emmental via zahlreiche Gefängnisaufenthalte und mehrere Ausweisungen zuerst in die Niederlande und später ins Asyl im Kraichgau. Er veröffentlichte Liedtexte, übersetzte theologische Erbauungsliteratur und leitete eine Erkundigungstour durch Ostpreussen, bevor er kurz vor seinem Lebensende nach Pennsylvania auswanderte. Seine Bereitschaft zum Dialog, seine Offenheit für Neues und sein Ringen um eine gute Mischung von Kontinuität und Wandel liessen ihn dabei zu einem geschätzen Vermittler und Brückenbauer werden.

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Hans Nagel [Krüsi], Von dem Glawbenn Gotes, [Augsburg
(Heinrich Scherer)] 1525, Titelblatt

Hans Jurt
Hans Krüsi: Widertöuffery, Ungloub und Ketzery
Hans Krüsi gilt nicht nur als einer der ersten täuferischen Glaubensmärtyrer, von ihm stammt auch eines der wenigen Druckerzeugnisse der frühen Schweizer Täufer. Unter dem Einfluss von Konrad Grebel schloss er sich früh der St. Gallischen Täuferbewegung an und betätigte sich als Laienprediger in St. Georgen. Entschieden trat er für die reformatorischen Glaubensinhalte ein und unterstützte die Dorfbewohner in ihren Bestrebungen nach mehr Mündigkeit. Durch sein öffentliches Auftreten zog der die Aufmerksamkeit der Obrigkeit auf sich. In einer nächtlichen Aktion wurde Krüsi in St. Georgen verhaftet und nach Luzern überstellt, wo er am 27. Juli 1525 zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Leben und Wirken des St. Galler Täuferpredigers sind überliefert in den Verhörprotokollen und in der Chronik des Zeitgenossen Johannes Kessler.

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Verbrennung des Magisters Johannes Hus 1415,
aus: Konzilschronik des Ulrich von Richental (ca. 1464), fol. 58r.

Ulrich J. Gerber
Die Rezeption von Jan Hus in der Frühzeit der Reformation – eine Spurensuche
Jan Hus und dessen 1413 erschienene Schrift De ecclesia zeigte in der Frühzeit der Reformation nachhaltige Wirkung bei den Reformatoren Luther, Müntzer, Vadian und Zwingli. Doch auch bei den Zürcher Radikalen, den nachmaligenTäufern, lässt sich bereits 1522 die Forderung des hussitischen Laienkelchs durch Heinrich Aberli und Jakob Hottinger nachweisen. Es ist zu fragen, ob nicht auch das Gemeindeverständnis, der Antiklerikalismus und die Bibelschulen letztlich hussitisches Erbe darstellen.

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Habanischer Wasserbehälter 1612

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Habanischer Wasserbehälter, Slowakei 1612

(Museum of Anthropology Vancouver, Canada, Katalog Nr. Ch 98).
Foto: FBoudville auf Flickr (CC-Lizenz)

Unter Habanerkeramik ist das vom 16.–18. Jahrhundert von den hutterischen Täufern in Ungarn, der Slowakei und in Niederösterreich hergestellte Fayencegeschirr mit Scharffeuerbemalung zu verstehen. •

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Mennonitisches Adressbuch 1936

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Mennonitisches Adressbuch, Karlsruhe (Heinrich Schneider) 1936
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