Erste Versammlungshäuser täuferisch-mennonitischer Gemeinden im Raum Basel

Die 1903 erstellte Kapelle der Mennonitengemeinde Schänzli in Muttenz

Mit dem Begriff «Täufertum» wird eine Bewegung bezeichnet, deren Vorstellungen von kirchlicher und gesellschaftlicher Erneuerung im Reformationszeitalter von den europäischen Obrigkeiten als gefährlich eingestuft wurden. Der täuferische Einsatz für Freiwilligkeit von Glaube und Kirchenmitgliedschaft, der Aufbau von obrigkeitsunabhängigen «Freikirchen» und die Ablehnung von Kriegsdienst und Todesstrafe machte diese «Anabaptisten» und «Wiedertäufer» über 300 Jahre lang auch in der Schweiz zur Zielscheibe der Repression.

Jahrhundertelang fanden täuferische Gottesdienste darum vorerst nur in der Abgeschiedenheit, und ab dem 19. Jahrhundert zwar nicht mehr im Versteckten, aber doch ausschliesslich in privatem Rahmen statt. Das war auch im Baselbiet so.

Nachdem in Basel das alte einheimische Täufertum gegen 1680 infolge von Verfolgung vollständig geflüchtet bzw. ausgewandert war, setzte ab der Mitte des 18. Jahrhunderts ein Neu-Zuzug ein.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kristallisierte sich neben einer primär von bernischen Rückwanderern aus dem Elsass und dem Südbadischen formierten amischen „Unteren Gemeinde“ eine zweite, meist via Zuwanderung aus dem Jura und dem Emmental entstehende (nicht-amische) „Obere Gemeinde“ heraus. Während jene sich in der 1847 gebauten Kapelle an der Holeestrasse in Basel versammelte (Foto), traf diese sich vorerst noch reihum auf grösseren Bauernhöfen einzelner Mitglieder – etwa auf dem Arxhof bei Niederdorf, dem Wildenstein bei Bubendorf, dem Schillingsrain bei Liestal oder dem Oberäsch bei Duggingen.

Die 1847 erstellte Kapelle der Basler Mennonitengemeinde im Holee (nach J.J.Schneider, 1881)

Schon bald entwickelte sich aber auch der Hof Schänzli am Westrand von Muttenz, auch „Schanzhaus“ genannt, zu einem wichtigen Treffpunkt. Dies vor allem, als im Jahr 1891 der damalige Bewirtschafter David Nussbaumer-Scheidegger auf dem Hof «Schänzli» – dort wo heute die Reitsportanlage ist – einen grösseren Versammlungssaal einrichten liess. Im Jahr 1903 bezog die «Schänzli»-Gemeinde – unter Mitnahme ihres Namens! – die weiter östlich oben auf der Ebene neu erbaute Kapelle an der St. Jakobs-Strasse – dort wo heute die Tramhaltestelle «Käppeli» liegt.

Der Name «Käppeli» hat allerdings nichts mit der Mennoniten-Kapelle zu tun. Vielmehr stand – wohl schon seit dem 11. Jahrhundert – eine alte Wegkapelle am Schanz-Abhang mit Blick auf die Birsebene. Hier überquerte die alte Verkehrsachse, die von Basel über den Hauenstein ins schweizerische Mittelland führte, auf diversen Stegen und Furten die verästelte Birs. Bezeichnenderweise war diese Kapelle dem Heiligen Jakob geweiht, dem Schutzpatron der Reisenden und Pilger, zumal solche Flussüberquerungen bisweilen nicht ganz ungefährlich waren. Diese alte Kapelle stand damit einige Hundert Meter west-nordwestlich der heutigen Tramhaltestelle «Käppeli». Vgl. dazu die um 1750 zu datierende nachfolgende Darstellung von Emanuel Büchel (BILD Falk. D 14, 1 St. Jakob, 1750) (URL: http://query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?ID=564947 ).

St. Jakob

Der Kapellenbau der «Oberen Basler Täufergemeinde» im Jahr 1903 reiht sich im übrigen nahtlos ein in den Bau von Versammlungshäusern anderer Schweizer Täufergemeinden, namentlich in Jura und Emmental: Cernil (1883), Langnau-Kehr (1888), Lucelle (1891), Moron (1892), Brichon (1893), Les Bulles bei La Chaux-de-Fonds (1894), Jeangui (1900), Fürstenberg (1897), La Chaux d’Abel (1905). (vgl. dazu auch den Beitrag über „Meetinghouses„).

Eine Ausnahme bildet hier einzig das oben erwähnte Versammlungshaus der «Unteren Basler Täufergemeinde» im Holee von 1847. Dieser Bau ist übrigens schweizweit das erste nicht-landeskirchliche Kirchengebäude. Die Basler Regierung hatte die Baubewilligung im Februar 1847 erteilt – einzig mit der Auflage, kein Geläut einzurichten…! (StABS, Kirchenakten M 2.1.)

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