Eröffnung des täufergeschichtlichen Stationenweges in Bern

Bald ist es so weit: Am 24. August 2018 wird die Eröffnung des täufergeschichtlichen Stationenweges in der Stadt Bern mit einer Feier im Berner Münster vollzogen (18.45 Uhr).

Der Stationenweg ist ein gemeinsames Projekt der Mennonitengemeinde Bern und der reformierten Kirchgemeinde Münster. Nach dem Prinzip der in manchen Städten vorhandenen „Foxtrails“ versucht der Stationenweg auf spielerische Weise, in die Geschichte der Täufer in Bern einzutauchen und über aktuelle Gegenwartsfragen (Umgang mit Minderheiten, Migration, Gewalt etc.) nachzudenken.

Im Zentrum des Berner Stationenweges steht «Jacob Baltzli», eine zwar durchaus frei erfundene täuferische Figur, deren Leben aber ganz und gar nicht zufällig grosse Ähnlichkeiten mit Begebenheiten aufweist, die sich tatsächlich in Bern abgespielt haben…

Die Baltzlis waren ein täuferischer Familienverband, der jahrzehntelang auf dem Gut Riselried bzw. Wysshus oberhalb von Habstetten in der Kirchgemeinde Bolligen bei Bern gewohnt hat.

Blick über den Weiler Wysshus hinweg nach Habstetten und Bolligen

Die täuferischen Mitglieder der Familie haben sich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts teils vorübergehend, teils definitiv durch Flucht ins Ausland abgesetzt, meist ins Elsass.

Ein Mitglied der Familie – Niklaus Baltzli – gehörte allerdings zusammen mit Durs Rohrer, einem anderen Täufer aus der Kirchgemeinde Bolligen, zu denjenigen über 50 Berner Täuferinnen und Täufern, die nicht geflüchtet, sondern im März 1710 auf obrigkeitlichen Befehl auf Schiffe verfrachtet und rheinabwärts deportiert wurden…

Liste der 1710 deportierten Berner Täufer: Durs Rohrer und Niklaus Baltzli tragen die Nummern 35 und 36 (Schenk-Chronik, Gemeindearchiv Röthenbach)

Nachkommen der ins Elsass geflüchteten Berner Täuferfamilie Baltzli sind noch heute in Frankreich und in Nordamerika nachweisbar, meist unter dem Namen «Pelsy»(F) bzw. Belsley (USA)! Balzlis sind aber auch ein bis in die Gegenwart weiterhin in Habstetten und auf dem Wysshus vorhandener Name! Details zu den täuferischen Baltzlis hier.

Die Fachstelle für täuferische Geschichte und Theologie (Bienenberg / Liestal) sowie der Schweizerische Verein für Täufergeschichte haben bei der Ausgestaltung des Stationenweges im Rahmen der historischen Beratung mitgewirkt.

Nähere Informationen zum Stationenweg unter https://stationenweg-bern.ch/

Hanspeter Jecker

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