Zum 300. Todestag von Bendicht Brechtbühl (1666–1720) am 26. April 2020

Notiz auf Innendeckel des Neuen Testamentes von Hans Herr (Mennonite Historical Society, Lancaster)

Zum 300. Todestag von Bendicht Brechtbühl (1666–1720)

Am kommenden Sonntag finden meines Wissens keinerlei Gedenkveranstaltungen statt: Und doch ist der 26. April 2020 der 300. Todestag einer der Schlüsselgestalten des schweizerischen Täufertums: Bendicht Brechtbühl (1666–1720).

Einziger Hinweis auf den Todestag Brechtbühls («BBB») ist der oben abgebildete Eintrag im alten Froschauer-Testament von Hans Herr, einem anderen Pionier der Einwanderung schweizerisch-süddeutscher Täuferinnen und Täufer nach Pennsylvania:

«Anno 1720, den 26. April ist der gute Fründ BBB in dem Herren entschlaffen.»

Die Zeit um 1700 bildete in Bern bekanntlich den Höhepunkt der Verfolgung des einheimischen Täufertums. Herausragende Eckpfeiler dieser Repression waren dabei die missglückte Täufer-Deportation im März 1710 sowie der Grosse Täuferexodus im Juli 1711. Bei beiden Ereignissen spielte der Täuferlehrer Bendicht Brechtbühl eine Schlüsselrolle. Rasch wurde er zu einer der wichtigsten Kontaktpersonen für die niederländischen Taufgesinnten und deren umfangreiches Hilfswerk zugunsten ihrer schweizerischen Glaubensverwandten.

Sein Lebensweg führte ihn aus dem ländlichen Emmental via zahlreiche Gefängnisaufenthalte und mehrere Ausweisungen zuerst in die Niederlande und später ins Asyl im Kraichgau. Er veröffentlichte Liedtexte, übersetzte theologische Erbauungsliteratur und leitete eine Erkundigungstour durch Ostpreussen, bevor er kurz vor seinem Lebensende nach Pennsylvania auswanderte und sich bei Strasburg im Lancaster County niederliess.

Seine Bereitschaft zum Dialog, seine Offenheit für Neues und sein Ringen um eine gute Mischung von Kontinuität und Wandel liessen ihn bereits zu Lebzeiten zu einem hochgeachteten Vermittler und Brückenbauer über alle Grenzen und Gräben hinweg werden, und sein Beispiel vermag bis heute zu beeindrucken.

Nachzulesen ist seine spannende und erstaunliche Biographie «Bendicht Brechtbühl (1666–1720) – Täuferlehrer, Brückenbauer und Grenzüberschreiter aus dem Emmental» in Mennonitica Helvetica 36 (2013), 105–158.

Und in englischer Version in Mennonite Quarterly Review, LXXXIX (July 2015): “Bendicht Brechtbühl (1666-1720) of the Emmental: Anabaptist Teacher, Bridge Builder, and Border Crosser”.

 

ENGLISH TRANSLATION:

300th anniversary of the death of Bendicht Brechtbühl (1666-1720)

As far as I know, there will be no commemoration ceremonies next Sunday: And yet, April 26, 2020 is the 300th anniversary of the death of one of the key figures in Swiss Anabaptism: Bendicht Brechtbühl (1666-1720).
The only reference to Brechtbühl’s death date (“BBB”) is an entry (pictured above) in the an old Froschauer Bible by Hans Herr, another pioneer of the immigration of Swiss Southern German Anabaptists to Pennsylvania:

“Anno 1720, April 26th, the good friend BBB passed away in the Lord.”

The period around 1700 is recognized to be the height of Anabaptist persecution in Bern. Outstanding pillars of this repression were the failed Anabaptist deportation in March 1710 and the Great Anabaptist Exodus in July 1711. In both events, the Anabaptist leader Bendicht Brechtbühl played a key role. He quickly became one of the most important contacts for the Dutch Mennonites and their extensive relief work for the benefit of their Swiss faith cousins.

His pilgrimage in life led him from the rural Emmental via numerous stays in prison and several deportations, first to the Netherlands and later to asylum in the Kraichgau.
He wrote song texts, translated edifying devotional literature and toured East Prussia to investigate potential settlement there.  Finally, shortly before the end o his life he emigrated to Pennsylvania, settling near Strasburg in Lancaster County. 

He was willing to engage in dialogue, open to new ideas and strove to mediate the tensions of continuity and change. These qualities made him a highly respected mediator and bridge-builder across many borders and divides during his lifetime. His example is still impressive today.

 

You can read his fascinating biography “Bendicht Brechtbühl (1666-1720) – Anabaptist teacher, bridge builder and border crosser from the Emmental” in German in Mennonitica Helvetica 36 (2013), 105-158.

Or in English in Mennonite Quarterly Review, LXXXIX (July 2015): “Bendicht Brechtbühl (1666-1720) of the Emmental: Anabaptist Teacher, Bridge Builder, and Border Crosser”.

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