Im Rahmen der Gedenkfeiern zum 500jährigen Jubiläum der Reformation kommt es dann und wann auch zu interessanten Begegnungen zwischen reformierten Kirchen und täuferisch-mennonitischen Gemeinden. Bei diesen Gelegenheiten kann deutlich gemacht werden, dass das Täufertum neben dem „alten“ römisch-katholischen und dem „neuen“ protestantischen (evangelisch-reformiert bzw. evangelisch-lutherischen) Weg durchaus einen bedenkenswerten alternativen Ansatz vertreten hat. Es wäre dies ein Ansatz gewesen, der auf Freiwilligkeit des Glaubens und der Kirchenmitgliedschaft setzte – und nicht auf Obligatorien und auf Zwang.
Wäre gewesen – denn die Täufer hatten nie den Hauch einer Chance, ihre Überzeugung frei zu äussern und praktisch umzusetzen. Denn durch ihre Kritik an einer in ihren Augen unheilvollen Allianz von Kirche und Obrigkeit zogen sie bald europaweit den Zorn der Mächtigen auf sich. Ihre Absage an Krieg und Gewalt im Namen von Bibel, Gott und Kirche galt als todeswürdiges Verbrechen. Intensive Verfolgung hat darum die Täufer zumal in der Schweiz bis 1700 fast völlig ausgemerzt.
Erst in neuerer Zeit hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass das Täufertum bei manchen Themen in Kirche und Gesellschaft wohl doch nicht nur daneben lag. Das führte nach einem jahrhundertelangen Gegeneinander und Nebeneinander allmählich zu einem verstärkten Miteinander in Kirche und Gesellschaft. Es gab „Schritte der Versöhnung“ und mehrere bilaterale kirchliche Dialoge auf Augenhöhe.
In diesen Zusammenhang gehört die Einladung der reformierten Kirche des Kantons Zürich, das aktuelle Reformationsjubiläum nicht ohne Vertreter täuferisch-mennonitischer Kirchen planen und feiern zu wollen. Ausdruck davon war der Zwischenhalt des Geschichtenmobils im Rahmen des „Europäischen Stationenweges“ in Zürich am 6. und 7. Januar 2017 in Zürich.
Für das bei klirrender Kälte in der Bahnhofshalle parkierte „Geschichtenmobil“ steuerte der Standort Zürich je 8 Kurzerzählungen aus täuferischem bzw. reformiertem Kontext bei. Die täufergeschichtlichen Beiträge wurden verfasst von Urs Leu (über Felix Mantz), Arnold Snyder (über Margret Hottinger und Konrad Winkler), Hanspeter Jecker (über Hans Jakob Boll), Daniel Gut (über Heinrich Funck), David Neufeld (über Hans Müller), John Ruth (über seinen Besuch der reformierten Zürcher Synode) und Frieder Boller (über John Paul Lederach). All diese Beiträge können nachgelesen oder gehört werden unter „Zürich“ bei https://r2017.org/veranstaltungen/europaeischer-stationenweg/blog/.