Was den „Historienmaler“ Ludwig Vogel mit dem jurassischen Chaluet und „The Voice“ verbindet

Ludwig Vogel, «Peter Liechti im Tscheyboz im Münsterthal, Täuffer» (Ausschnitt) (Schweizerisches Nationalmuseum LM 28460).

 

Was bringt Georg Ludwig Vogel (1788-1879), einen zu seiner Zeit zunehmend bekannten Zürcher Historienmaler dazu, in den 1820er Jahren einigen abgelegen wohnenden Täuferfamilien im Berner Jura einen Besuch abzustatten und sie zu portraitieren? In der neuen, demnächst erscheinenden Ausgabe von Mennonitica Helvetica geht der Vogel-Spezialist Heinrich Thommen dieser Frage nach (: 76-115). Dabei gibt er einen Überblick über sämtliche bis heute bekannten „Wiedertäufer“-Zeichnungen Vogels, die bei diesen Besuchen entstanden sind.

Als Beispiel für Vogels Bleistiftskizzen ist oben Peter Liechti abgebildet, wohnhaft „im Tscheyboz im Münsterthal“. Gemeint ist damit des einsame Bergtal des Chaluet, das von Court auf den Binzberg führt, den kleinen Passübergang ins solothurnische Gänsbrunnen und Welschenrohr.

Im Chaluet befand sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine grössere Täufergemeinde, die danach allerdings aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten und wegen der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht in der Schweiz durch Auswanderung nach Nordamerika fast all ihre Mitglieder verlor und von der Bildfläche verschwand. So befinden sich heute zahlreiche Nachkommen ehemaliger Chaluet-Täuferfamilien in Ohio, Indiana oder Ontario.

Und wer weiss, vielleicht ist der abgebildete „Peter Liechti“ ja möglicherweise ein weit entfernter Verwandter der drei Liechty-Geschwister aus Ohio mit mennonitischen Wurzeln, die derzeit unter dem Namen „Girl named Tom“ und als Gewinner der Gesangs-Casting-Show „The Voice“ in den USA gross Furore machen… (Mehr über die allerdings sehr komplexen Verwandtschaftsverhältnisse der Liechti hier)

Mehr zum Inhalt der im Februar erscheinenden Ausgabe von Mennonitica Helvetica 44 (2021) befindet sich hier.

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