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Täufer-Testament, gedruckt 1825 in “Franckfurt und Leipzig”

Publiziert am
12. März 2025
von
Hanspeter Jecker
Die 1847 erstellte Kapelle der Basler Mennonitengemeinde im Holee (nach J.J.Schneider, 1881)

 

 

Täufer-Testament

 

 

Das abgebildete “Täufertestament” ist gedruckt in “Franckfurt und Leipzig” im Jahr 1825. Wahrscheinlich war die Ortsangabe der beiden grossen Messe-Städte Frankfurt und Leipzig eine alte Finte, um den wahren Druckort – und vor allem den effektiven Drucker – nicht nennen zu müssen.

Beim bestehenden Druck dürfte es sich um einen Nachdruck einer älteren Vorlage eines Zürcher Froschauer-Testaments handeln. Um 1825 war es zwar nicht mehr so gefährlich, wie noch 100 Jahre früher, sich als Drucker eines Täufertestamentes zu erkennen zu geben. Der vorliegende Druck dürfte – wie so manch andere Täufer-Publikationen auch – in Basel erschienen sein.

Der handgeschriebene Text des Buchbesitzers steht auf der dem Titelblatt gegenüber liegenden Seite. Er lautet: 

“Anno 1847 hab ich das Buch in das(!) Gemein Haus gekauft.

Johannes bin ich getauft.

Schmucklin ist mein Geschlecht.

Ich hoffe im Himmel sei mein Bürgerrecht.

Lass das Buch des Gesezes(!) nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, auf dass du haltest und tust alle Ding, die in diesem Buch geschrieben sind.”

Es scheint also, dass der Buchbesitzer Johannes Schmuckli (geb. 1817) die Bibel im neu erstellten Gemeindehaus der Mennoniten im Holee gekauft hat. Das war im Jahr 1847 – und in demselben Jahr wurde die Holee-Kapelle auch gebaut. Zwei Jahre zuvor war sein gleichnamiger Vater Johannes Schmuckli (1791-1845) gestorben. In seinen letzten Lebensjahren hatte dieser die Geburts- und Eheregister seiner Gemeinde geführt, vorerst auf dem Bruckgut bei Münchenstein, später auf dem Andlauerhof in Arlesheim. Vater Schmuckli war ein Nachfahre der ersten Generation von täuferischen Einwanderern, die seit den 1770er Jahren aus dem Elsass ins Baselbiet zugezogen waren. Johannes Schmuckli senior war ein Sohn von Michael Schmuckli (und Barbara Gerig), und wurde 1791 auf der Oberen Klybeck in Kleinhüningen geboren und zog nach 1800 um auf das Holeegut in Binningen.  Der Grossvater von Johannes Schmuckli sen. und der Vater von Michael Schmuckli, war der Prediger Hans-Jakob Schmuckli. Dieser hatte bereits 1777 den ersten Pachtvertrag über den Gutsbetrieb auf dem Arxhof bei Niederdorf / BL unterzeichnet. Zugezogen waren die ersten Zuwanderer ins Baselbiet meist aus der grossen Täufergemeinde von Montbéliard und sie gelangten via die kleine Gemeinde Neuneich im südlichen Sundgau nahe der Schweizer Grenze ins Baselbiet. In den alten Akten aus Täuferbeständen wird stets betont, Schmuckli sei “einer von den Ersten” gewesen, der diesen Umzug mit “Freiheit der Obrigkeit“ getätigt habe.

 

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