Die Lörzbachmühle bei Schönenbuch – ein früher Zufluchtsort bernischer Täuferfamilien im elsässisch-baslerischen Grenzraum im 18. Jahrhundert

Der alte Mühlstein der Lörzbachmühle bei Schönenbuch (BL) [Foto Vera Klaunzer]

Kaum hatten die letzten einheimischen Täufer gegen Ende des 17. Jahrhunderts ihre Basler Heimat aus religiösen und wirtschaftlichen Gründen verlassen, so setzte bald schon in denselben geographischen Raum eine neue Zuwanderung von Täuferfamilien ein. Meist waren es Personen aus dem Bernbiet, die dort keine Bleibe mehr hatten und auf der Suche nach einem neuen Aufenthaltsort allmählich auch die Regio Basiliensis in Erwägung zogen. Durch zunehmenden Einfluss von Pietismus und Aufklärung war hier die anti-täuferische Stimmung in Politik, Gesellschaft und Kirche ab 1750 allmählich abgeklungen.

Diese Immigration erfolgte allerdings in der Regel nicht direkt aus dem Bernbiet, sondern in den meisten Fällen via erste Zufluchtsorte anderswo. So war es auch bei den wohl ersten täuferischen Ankömmlingen mit bernischen Wurzeln, der aus Frutigen stammenden Familie des Peter Rychen und der Margreth Zurbrügg. Kurz nach 1703 hatten sie das Berner Oberland verlassen und waren nach Aufenthalten im Raum Montbéliard gegen 1725 nach Blotzheim bei Basel gekommen.[1] Ab 1739 bewirtschaftete die Familie die zum sundgauischen Hagenthal-le-Bas gehörende Mühle von Schönenbuch unweit der Schweizer Grenze – die sogenannte Lörzbachmühle (heute zur Gemeinde Allschwil gehörig).[2]

Die Angehörigen der nächsten Generation dieser täuferischen Rychen (bzw. später auch Rich) wohnten und arbeiteten später auf Gütern im Sundgau unweit von Basel, teils auch auf der damals baslerischen Enklave in Michelfelden bei Hüningen. Zahlreiche Nachkommen dieser täuferischen Migranten aus dem Berner Oberland leben noch heute in der Regio Basiliensis – einige immer noch als Mitglieder täuferisch-mennonitischer Kirchgemeinden (Basel-Holee bzw. Muttenz-Schänzli).   Zu den ersten Versammlungshäusern dieser beiden Gemeinden vgl. unsern Blog-Beitrag.

Wohnhaus der Lörzbachmühle [Foto Vera Klaunzer]

 

[1] Peter Rychen und Katharina Zurbrück verheirateten sich am 1. Oktober 1696 (Staatsarchiv Bern, KB Frutigen 5, 59) und liessen noch vor ihrem Wegzug folgende Kinder in Frutigen taufen: Peter am 24. April 1698 (KB Frutigen 5, 418), Elsbeth am 25. Februar 1700 (KB Frutigen 6, 2), Susanna am 18. Dezember 1701 (KB Frutigen 6, 12) und Daniel am 25. März 1703 (KB Frutigen 6, 21). Zum Umzug und Aufenthalt der Rychen in Blotzheim vgl. Archives Départementales Bas-Rhin (ABR), C 338.

[2] Archives Départementales Haut-Rhin (AHR), 4 E Huningue 41. Zur Lörzbachmühle vgl. den «Dictionnaire géographique et statistique de la Suisse» Bd. 1, Lausanne 1836, p. 29. Im April 1745 stirbt Vater Peter Rychen bei Hagenthal-le-Bas – wohl auf der Lörzbachmühle, AHR 4 Huninge 12.

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