Mitte Dezember 1730 besuchte der weitum bekannte pietistische Pfarrer Hieronymus Annoni im neuenburgischen Peseux den aus dem Bernbiet vertriebenen Täuferlehrer Ulrich Ammann (* 1662). Dieser war der jüngere Bruder Jakob Ammanns, des Begründers der konservativen Täufergruppe der «Amischen», deren «massgebliche Leitfigur» er nach dem Tode Jakobs (vor 1730) werden sollte.
Hieronymus Annoni: Reisetagebuch (Universitätsbibliothek Basel, Handschriftenabteilung, Nachlass Annoni B II 1, Abb. freundlich vermittelt durch Frau Dr. Hildegard Gantner-Schlee, Muttenz).
«Den 16.ten Decemb. [1730] spatzierten wir in das Dorf Peseux, u. besuchten den daselbst wohnenden Uli Amman, einen Wiedertäufferischen Lehrer, welcher uns Brot und Wein zur Labung darstellete u. zu guten Gesprächen veranlassete, die sich aber nach und nach ins Disputiren verwandelt.
Es hat dieser Mann, der aus dem Bernerischen verstossen worden, eine ansehnliche Statur u. ehrwürdigen Bart, dabey ein gutes Gerücht zu Statt u. Land. Die H. Schrifft lag eben vor ihm, u. wurd in allen seinen Discoursen nach der alten Froschauer Edition fleissig citirt. Für seine Secte ist er sehr eiferig, doch in Liebe unter dem Schein der Einfalt besitzet er viele Klugheit u. wußte gegen den Kinder-Tauff der heutigen verfallenen Christenheit mit Schrifft- und / Vernunfts-Gründen so anzugehen, daß die Orthodoxie dabey ziml[ich]e Noth gelitten.»
