Mennonitica Helvetica 39 (2016) soeben erschienen!

A B H A N D L U N G E N

Roland Senn : Als Joseph Hauser nach Mähren zog: Berner Geistliche auf Abwegen
Die Biographie des bernischen Theologen und nachmaligen hutterischen Dieners am Wort Joseph Hauser wird um einige bisher unbekannte Elemente seiner Berner Zeit erweitert. Nach seinem Übertritt zum Täufertum kehrte Hauser mehrfach als hutterischer Missionar in die Heimat zuruck. Im Zuge dieser Tätigkeit zogen mit Samuel Hauser und Andreas Seelmatter Ende der 1590er Jahre zwei weitere Berner Geistliche zeitweilig nach Mähren, die in Verbindung zu Joseph Hauser standen. (7–20) 

Hanspeter Jecker : Im Spannungsfeld von Separation, Partizipation und Kooperation:
Wie täuferische Wundärzte, Hebammen und Arzneyer das «Wohl der Stadt» suchten.
Dem frühen Schweizer Täufertum wird nachgesagt, dass es sich sehr umfassend aus der Gesellschaft zuruckgezogen habe. Seine friedenskirchlichen Positionen seien fast nur noch in Separation und Verweigerung sichtbar geworden. Das Beispiel täuferischer Heilkundiger zeigt, dass diese Pauschal-Aussage nicht haltbar ist. Ihnen gelang es, proaktiv und über die eigenen Kreise hinaus «der Stadt Bestes» zu suchen. (Jer 29). Und da sie dabei erstaunlich erfolgreich waren, wurden sie von breiten Kreisen der Bevölkerung zunehmend geschätzt – und teils nun auch gegen die Repression der eigenen Obrigkeit geschützt. [21–33]

David Y. Neufeld
«Ihr hand dergleichen Leuht auch under Euch». Gemeindedisziplin unter Zürcher Täufern im 17. Jahrhundert.
Wenig ist über den tatsächlichen Gebrauch kirchlicher Disziplinierungsmassnahmen unter Schweizer Täufern im 17. Jahrhundert bekannt. Dies ist verwunderlich, da diesen Praktiken eine wichtige Rolle in der Erhaltung der moralischen Taufergemeinschaft zukam, da die Aufrichtigkeit der Gemeindemitglieder neue Anhänger anzog. Dieser Aufsatz wird durch die Untersuchung zweier Fälle aus den 1630er Jahren dieses Phänomen untersuchen. Sowohl Jacob Zehnder als auch Rudolf Landis, beide Täufer aus der Zürcher Umgebung, haben sich in dieser Zeit sexueller Übergriffe schuldig gemacht. Obwohl es Anhaltspunkte dafÜr gibt, dass es zu Disziplinierungsmassnahmen kam, die den Regeln der TÄufer entsprachen, legt der folgende Beitrag den Schluss nahe, dass sowohl gemeinschaftsinterne als auch andere soziale Faktoren ausserhalb der Gemeinschaften die tatsächlichen Disziplinarmassnahmen der Gemeinden wie auch jene der Zürcher Behörden abschwächen und behindern konnten. [34–46]

Margrit Ramseier-Gerber : «Unser Gesang beruht nicht auf Kunst und Wissenschaft». 100 Jahre Christlicher Gesangverein Schänzli 1915–2015.
Dieser Beitrag gibt einen Einblick in die Entstehung und in die personelle und familiäre Zusammensetzung des Chors der Evangelischen Mennonitengemeinde Schänzli in Muttenz bei Basel, dessen Chorleben der ersten Jahrzehnte in Manchem als Beispiel für die Geschichte des Chorwesens uberhaupt und des Chorwesens in den schweizerischen Mennonitengemeinden im Besonderen gelten kann. [47–82]

M I S Z E L L E N

Hans Rudolf Lavater : Thomas Wyttenbach († 1526), le maître de Zwingli.
Nach Studien in Tübingen und Basel erlangte der aus Biel am Jurasudfuss stammende Thomas Wyttenbach (1480/82–1526) den Grad eines Doktors der Theologie. Seine durch die Reformtheologen Summenhart und Scriptoris geschulte Lehre gab er in Basel an seine Schuler Huldrych Zwingli und Leo Jud weiter. Daneben wirkte er als Stadtpfarrer von Biel, später als Kustos und Chorherr am Berner Vinzenzenstift. Mit der Kritik an der Messe schloss er sich 1523 der Reformation Zwinglis an, was er durch seine Verheiratung öffentlich bekräftigte. Die Kindertaufe war ihm zeitweise ein Problem. Seines Amts enthoben, predigte Wyttenbach fortan auf der Gasse und in den Zunfthäusern Biels. Den Durchbruch der Reformation in seiner Heimatstadt erlebte er nicht mehr. [83–91]

Roland Senn : Archivschnipsel zu Hans Pfistermeyer [92–95].

Hans Rudolf Lavater : Zwischen Zürich und Znaim. Täuferisches und weniger Täuferisches im Bullinger-Briefwechsel Band 17 [96–107].

 

Über Hans Rudolf Lavater

* 1946 / Dr. theol. h.c. Universität Bern / Hauptforschungsgebiet: Frühe Neuzeit (Reformation und Täufertum) / Webseite: hr-lavater.ch
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